Die ökologischen Folgen unserer Ernährung

Mit dem Überfluss an immer verfügbaren leckeren Lebensmitteln und Speisen, den wir schon kaum noch als solchen wahrnehmen, sind gravierende Umweltschädigungen, soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit sowie oft negative gesundheitliche Folgen verbunden. Es ist wichtig, die Zusammenhänge zwischen unseren Ernährungsgewohnheiten, der Lebensmittelproduktion und ihren Folgen zu kennen und sich bewusst zu machen, das unser Ernährungsverhalten einen Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft sowie die Gesundheit hat.

Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen

Unsere Ernährung ist zu einem Faktor für den Klimawandel geworden. So entfallen auf den Ernährungsbereich in Deutschland laut Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie 20% der gesamten in Deutschland verbrauchten Primärenergie und 20% der deutschen Treibhausgasemissionen. Gemäß einer Studie der Consultative Group on International Agricultural Research (CGIAR) ist das globale Ernährungssystem für bis zu einem Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Einberechnet wurde nicht nur die landwirtschaftliche Produktion, die den Löwenanteil der Emissionen stellt, sondern auch die Produktion von Düngemitteln sowie der Transport, die Verpackung und Lagerung von Lebensmitteln.

Dass vor allem die landwirtschaftliche Produktion immens hohe Treibhausgasemissionen erzeugt - weltweit ca. 5 Mrd. Tonnen pro Jahr - liegt u.a. an dem intensiven Einsatz synthetischer Düngemittel in der konventionellen Landwirtschaft. Vor allem aber die weltweite Tierhaltung, die unseren Konsum von Fleisch und anderen tierischen Lebensmitteln ermöglicht, hat große Mengen an Treibhausgasemissionen zur Folge. Weltweit ist die Tierhaltung für knapp 20 % der menschengemachten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das liegt nicht nur am Methan - einem viel schädlicheren Treibhausgas als Kohlendioxid - das die vielen Rinder als Wiederkäuer ausstoßen. Für den Anbau von billigen Futtermitteln für unsere Rinder werden zudem jedes Jahr riesige Areale tropischen Regenwaldes gerodet oder abgebrannt, der damit als natürlicher Speicher von Kohlendioxid wegfällt. Bei der Brandrodung werden riesige Mengen CO2 direkt in die Atmosphäre entlassen.

Zerstörung von Ökosystemen

Die Rodung der Regenwälder bringt neben der Erzeugung von Treibhausgasen aber noch ein weiteres Problem zum Ausdruck, das unser Hunger auf Fleisch und andere Nahrungsmittel nach sich zieht. So fallen Regenwälder in vielen tropischen Ländern nicht nur unserem Appetit auf Fleisch zum Opfer. Oft werden großflächig Waldareale gerodet oder abgebrannt, damit dort anschließend Palmöl in Monokultur erzeugt werden kann. Das kommt anschließend in Schokoriegeln, Keksen und Fertigprodukten aber auch als Biosprit zum Einsatz. Beinahe die Hälfte aller Produkte im Supermarkt beinhalten Palmöl. Auf den Lebensmittelverpackungen verbirgt es sich oftmals hinter den "pflanzlichen Fetten" der Zutatenliste. Was auf der Verpackung harmlos klingt, hat gravierende Folgen: Durch die Umwandlung in Palmölplantagen verlieren Orang-Utans und andere Bewohner der gerodeten Wälder ihren Lebensraum.

Borneo, Sumatra und die Orang-Utans sind weit weg, denken Sie? Dann richten Sie Ihren Blick auf Mannheim! Dort sind viel kleinere Tiere vor allem durch die intensive Landwirtschaft fast gänzlich von unseren Feldern verschwunden: die Feldhamster! Noch vor wenigen Jahrzehnten eine Allerweltsart, millionenfach auf unseren Feldern in Baden-Württemberg und Hessen daheim, gibt es heute nur noch ein paar vereinzelte Exemplare rund um Mannheim und in Südhessen. Die Art wie Felder bestellt und abgeerntet werden, haben ihre Lebensräume und die Ökosysteme der Feldflur so sehr verändert, dass sie nicht mehr lebensfreundlich für sie sind. Naturschützer des NABU Mannheim bemühen sich gemeinsam mit den lokalen Naturschutzbehörden, die Bevölkerung und vor allem die Landwirte für den Erhalt der Art zu sensibilisieren. Landwirte erhalten inzwischen Ausgleichsgelder für eine hamsterfreundliche Bewirtschaftung ihrer Felder. Wäre unsere konventionelle Landwirtschaft nicht vor allem darauf ausgelegt, extrem effizient billige Nahrungsmittel in großer Menge für einen Massenmarkt der Konsumenten zu erzeugen, sondern hätte sie gleichzeitig die Verpflichtung, das Land und seine Ökosysteme zu erhalten, wäre dies gar nicht nötig.

Mehr Verkehr durch lange Transportwege

Unsere Lebensmittel legen immer längere Strecken zurück bevor sie bei uns auf den Teller gelangen. So hat der der Transport von Nahrungsmitteln stark zugenommen und so zusätzlichen Verkehr auf die Straßen gebracht. Krabben z.B. werden zwar nach wie vor in der Nordsee gefangen, zum Pulen jedoch nach Marokko geflogen, um von dort erneut auf unseren heimischen Markt geflogen zu werden. Ein Becher Erdbeerjoghurt hat bis zu 9.000 km auf dem Buckel, bevor er bei Ihnen auf dem Tisch steht. Die Erdbeeren, die im Winter wie selbstverständlich in nahezu jeder Obst- und Gemüseabteilung unserer Supermärkte zu finden sind, werden mit dem Flugzeug viele Tausend Kilometer von Südafrika zu uns geflogen. Hohe Treibhausgasemissionen inklusive. Die Erdbeeren im Frühjahr stammen von Feldern in Spanien, für deren Anbau wichtigen Feuchtgebieten das Wasser entzogen wird, die Vögeln als Überwinterungsgebiete dienen. Das alles ist ökologisch hoch bedenklich.

Chemikalienbelastung und Artensterben

Das zeigt: Energieverbrauch und klimaschädliche Emissionen sind nicht die einzigen negativen ökologischen Folgen des Ernährungssystems. In der landwirtschaftlichen Produktion werden zudem oftmals Pestizide, Insektizide, Fungizide und Rodentizide eingesetzt, die sich auch zum Teil in den fertigen Lebensmitteln nachweisen lassen. So hat Greenpeace erst kürzlich bis zu 20 Pestizide in einer einzigen Probe Paprikapulver nachgewiesen. Manche dieser Chemikalien können nicht nur für uns Menschen gesundheitsschädlich sein, sie schädigen zudem die lokalen Ökosysteme. Nirgends sonst sind in den letzten Jahrzehnten so viele Vogelarten verschwunden, wie in der Feldflur. Das Bienensterben aufgrund von Insektizideinsatz ist ein weiteres prominentes Problem, da ein wichtiger Bestäuber für unsere (Nutz-)Pflanzen, zu verschwinden droht. Doch Grund für das Artensterben in der Feldflur sind nicht alleine die chemischen Substanzen, die auf den Feldern aufgebracht werden. Die Intensivierung und Industrialisierung der konventionellen Landwirtschaft hat zudem großflächige Monokulturen geschaffen, die nur noch mit wenigen und für unsere heimische Fauna kaum nützlichen Anbaupflanzen bestellt werden. Folgen hinterlassen haben auch die Rodung von Hecken, der Einsatz von hocheffektiven Maschinen im Ackerbau und der Ernte sowie die Flurbereinigung, die zu vielen großen Feldschlägen statt den vormals kleinteiligen Anbaustrukturen geführt hat.

Bodenerosion

Eine weitere Folge der intensiven Landwirtschaft ist der Verlust von fruchtbaren Böden. Besonders in subtropischen und tropischen Ländern ist Bodenerosion ein großes Problem, dass durch den Abbau von landwirtschaftlichen Exportprodukten verschärft wird. Heute kaum mehr gegenwärtig, aber dennoch eine Warnung sind die Bilder des Dust Bowl, der in den 1930er Jahren in den USA tausende Landwirte zur Aufgabe gezwungen und ihrer Existenz beraubt hat. Doch auch bei uns ist Bodenerosion ein Problem. Das Umweltbundesamt verweist z.B. auf eine langfristige Untersuchung in Niedersachsen, die zeigt, dass pro Jahr im Schnitt auf allen Beobachtungsflächen zwischen 1,4 bis 3,2 Tonnen Boden pro Hektar und Jahr verloren gehen. In unserer Region ist das Kraichgau stark von Bodenerosion gefährdet. Dabei ist fruchtbarer Boden vielleicht unsere größte natürliche Ressource und eines unserer kostbarsten Güter.  

Müllberge

Höchst bedenklich sind auch die ökologischen Folgen nach dem Konsum von Nahrungsmitteln. So entstehen erhebliche Mengen an Müll. Vieles davon ist Plastik- oder Aluminiummüll. Seit 1950 hat sich der Müllberg pro deutschem Haushalt verdoppelt. Rund 88 kg Verpackungen fallen pro deutschem Haushalt im Schnitt im Jahr an. Über 70 % davon stammen aus dem Lebensmittelbereich. 


Finden Sie hier: Adressen zur nachhaltigen Ernährung in der Rhein-Neckar-Region
 

Lesen Sie außerdem in diesem Beitrag:

1. Die ökologischen Folgen unserer Ernährung

2. Die ökonomischen und sozialen Folgen unserer Ernährung

3. Die gesundheitlichen Folgen unserer Ernährung

4. Die Überfischung der Meere

5. Die Verschwendung von Lebensmitteln

6. Der Wasserbedarf unserer Lebensmittel

 

Weiterführende Informationen und Quellen


Stefanie Böge: Erfassung und Bewertung von Transportvorgängen - Die produktbezogene Transportkettenanalyse

www.stefanie-boege.de/texte/joghurt.pdf

 

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