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6. Vegane Ernährung: DIE umweltbewusste Ernährungsform

Es gibt verschiedene Beweggründe, sich für eine vegane Ernährung bzw. Lebensweise zu entscheiden. Neben der Tierethik (Tierschutz) oder Gesundheitsaspekten sind Umweltschutz und Nachhaltigkeit ganz wesentliche Beweggründe. In diesem Beitrag soll das Hauptaugenmerk vorwiegend auf die klima- und ressourcenschonenden Aspekte veganer Ernährung, also den Umweltschutzaspekt im Allgemeinen, gerichtet werden.

Wofür steht eine vegane Ernährung überhaupt?

Der Begriff "vegan" leitet sich von den lateinischen Wörtern "vegetare" für "leben" oder "wachsen" sowie "vegetus" für "frisch" oder "ganz gesund" her. Der klassische Vegetarismus geht auf den antiken griechischen Philosoph Pythagoras zurück. Die erste moderne vegane Gesellschaft wurde 1944 in England gegründet. Mittlerweile gibt es in Deutschland zur Zeit bis zu 500.000 Veganer, Tendenz ständig steigend.

Eine vegane Ernährung zeichnet sich durch das Meiden aller Nahrungsmittel tierischen Ursprungs aus. Das bedeutet Fleisch ebenso wie Eier, Milcherzeugnisse oder Honig vom Speiseplan zu streichen. Viele Veganer verzichten zusätzlich auf die Nutzung tierischer Produkte insgesamt, also auch auf Kleidung und andere Gegenständen des Alltags, die mithilfe tierischer Produkte erzeugt werden. Dazu gehören z.B. Leder, Seide oder Wolle. Ganz einfach umzusetzen aber ist der Verzicht darauf nicht immer. Medikamente, Kosmetika und Hygieneprodukte z.B. werden zum Teil an Tieren getestet. Weine werden mittels Gelatine oder Hausenblase vom Fisch gefiltert. Allerdings gibt es inzwischen auch garantiert vegane Alternativprodukte wie z.B. vegane Weine.

Vegane Ernährung ist gelebter Klimaschutz

Die vegane Ernährungs- und Lebensweise ist sehr umweltfreundlich. Denn: während die Produktion tierischer Lebensmittel für 18 % der globalen Treibhausgase verantwortlich ist, verursacht die Erzeugung pflanzlicher Lebensmittel dagegen nur etwa 5 % der globalen Treibhausgas-Emissionen. So werden für 1 kg Rindfleisch selbst bei ökologischer Erzeugung mehr als 11 kg CO2-Äquivalente erzeugt. D.h. die Herstellung eines großen Rindersteaks verursacht ungefähr so viele Emissionen wie eine Autofahrt von Heidelberg nach Darmstadt. Für 1 kg Schweinefleisch und Geflügel werden bei ökologischer Erzeugung immerhin auch jeweils mehr als 3 kg CO2-Äquivalente verursacht. Bei der Erzeugung von 1 kg frischer Kartoffeln werden dagegen nur rund 130 g CO2-Äquivalente freigesetzt. Selbst wenn die genauen Werte je nach der verwendeten Berechnungsart in den einzelnen Studien und je nach Art der Lebensmittelerzeugung schwanken, so sind die Unterschiede bei den verursachten Treibhausgas-Emissionen zwischen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln doch grundsätzlich gravierend. Im Schnitt fallen bei der Erzeugung tierischer Lebensmittel 10 mal so viele Treibhausgas-Emissionen an wie bei der Produktion pflanzlicher Lebensmittel.

Das die Klimabilanz tierischer Erzeugnisse so negativ ist liegt u.a. an dem hohen Energiebedarf für die Erzeugung tierischer Lebensmittel.  So gehen aktuell über 80 % der in der Landwirtschaft verbrauchten Energie auf das Konto der Erzeugung tierischer Lebensmittel. Pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst und Getreide können dagegen mit deutlich geringerem Energieaufwand produziert und gelagert werden.

Vegane Ernährung senkt den Flächenbedarf

Die landwirtschaftliche Fläche ist – neben Wasser - eine der wichtigsten Ressourcen für die Lebensmittelerzeugung. Die Erzeugung tierischer Lebensmittel, z. B. die Viehhaltung, beansprucht etwa 80 % der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Dagegen decken tierische Lebensmittel mit 17 % nur einen geringen Teil der weltweiten Lebensmittelversorgung ab. Heute ist bereits ein Viertel der weltweiten Festlandoberfläche Weideland, Tendenz steigend.

Tiere als sogenannte Konsumenten der Ökosysteme verwerten nur einen Teil der aufgenommenen pflanzlichen oder tierischen Nahrung, da ein Großteil der in der Nahrung enthaltenen Nährstoffe und Energie zur Erhaltung der körpereigenen Prozesse benötigt wird. D.h. für ihre Ernährung werden viele Nahrungsmittel angebaut, die zum Großteil nicht verwertet und für die Ernährung von Menschen nicht zur Verfügung stehen. Eine Beispielrechnung: für die Herstellung von 1 kg Rindfleisch werden durchschnittlich etwa 16 kg Getreide benötigt, die ebenso gut genutzt werden könnten, um Menschen direkt zu ernähren. Das Rechenbeispiel verdeutlicht auch, dass die Produktion von Fleisch und Milchprodukten wesentlich mehr Energie und einen erhöhten Verbrauch von Flächen für die Nahrungsmittelproduktion benötigt, als die Produktion pflanzlicher Nahrung. Sie steht somit in direkter Konkurrenz zur globalen Ernährungssicherung, die zu einer zunehmenden Herausforderung im Angesicht einer bis zum Jahr 2050 auf voraussichtlich über 9 Milliarden Menschen zählenden Weltbevölkerung wird.

Schon heute gibt es einen unsäglichen Verteilungskampf um Anbauflächen. Reiche Nationen betreiben Landnahme (so genanntes Land Grabbing bzw. Landnahme) zur Ernährung ihrer StaatsbürgerInnen auf Kosten der heimischen Bevölkerung in ärmeren Staaten. Ebenso wird immer mehr Regenwald gerodet, um neue Anbauflächen nutzbar zu machen und somit die Nahrungsversorgung aufrecht zu erhalten. Ein großer Teil der erzeugten Nahrung wird als Futter für Nutz- und Masttiere verwendet. Es gilt als wahrscheinlich, dass die Bevölkerung der Erde in der Zukunft nur weiterhin ausreichend mit Nahrung versorgt werden kann, wenn ein Umdenken im Ernährungsverhalten stattfindet.

Wer den „Umweg“ der Nahrung über das Tier also meidet und die pflanzliche Nahrung entsprechend direkt verwertet, trägt dazu bei, dass a) weniger Treibhausgase emittiert werden, b) weniger Anbaufläche benötigt wird und c) Energie eingespart werden kann.

Tierschutz als Motiv

Für viele Menschen ist Tierschutz ein (weiterer) entscheidender Grund, sich für eine vegane Ernährung und Lebensweise zu entscheiden. Nicht nur die Produktion von Fleisch und Fisch hat zur Folge, dass Tiere getötet bzw. geschlachtet oder nicht artgerecht und damit für fühlende Lebewesen unwürdig gehalten werden. Auch in der Milch- und Eierproduktion werden Tiere qualvoll gehalten oder gar getötet - beispielsweise weil die Milchleistung einer Milchkuh nicht mehr profitabel ist. Bei Leder handelt es sich um die Haut toter Tiere. Auch im Rahmen der Honigproduktion sterben Bienen oder kommen zu Schaden. Schafe geben ihre Wolle nicht freiwillig ab, sondern erleben eine gewisse Tortur während der Schur. Für Seide werden unzählige Raupen getötet. All dies versuchen Veganer mit ihrer Lebensweise zu vermeiden. 

Ist vegane Ernährung gesund oder ein Gesundheitsrisiko?

Von manchen Stellen wie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung wird darauf hingewiesen, dass eine streng vegane Ernährung gewisse Defizite mit sich bringen kann. So sollte beispielsweise Vitamin B12, welches nur aus tierischen Produkten gewonnen werden kann, supplementiert, d.h. nahrungsergänzend aufgenommen werden, um einer Unterversorgung vorzubeugen. Um bleibende Schäden zu vermeiden, sei dies insbesondere bei Kleinkindern erforderlich, deren (stillende) Mütter sich vegan ernähren.
Sofern Mangelerscheinungen vermieden werden, die lediglich durch eine Unterversorgung mit Vitamin B12 auftreten können, gilt eine vegane Ernährung verglichen mit der Ernährung von so genannten Mischköstlern, die also durchaus tierische Erzeugnisse zu sich nehmen, aber als gesünder. Insbesondere hinsichtlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes, Bluthochdruck, Fettleibigkeit und Osteoporose haben Veganer ein verringertes Erkrankungsrisiko. Die positiven gesundheitlichen Seiten der veganen Ernährung überwiegen nach allgemeiner Meinung.

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Lesen Sie außerdem in diesem Beitrag:


1. Saisonale Lebensmittel

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11. Coffee-to-go im Mehrwegbecher

12. Nachhaltige Ernährung in Heidelberg und Umgebung - Ergebnis einer Umfrage

 

Weiterführende Informationen und Quellen


World Wide Fund for Nature (WWF): Folgen für Klima und Umwelt durch Fleischkonsum:

www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/ernaehrung-konsum/fleisch/der-appetit-auf-fleisch-und-seine-folgen


Albert Schweizer Stiftung für unsere Mitwelt: Umweltbundesamt zum Zusammenhang von Fleischkonsum und Welthunger:

http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/umweltbundesamt-zum-zusammenhang-von-fleischkonsum-und-welthunger


Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.: Vegane Ernährung: Nährstoffversorgung und Gesundheitsrisiken im Säuglings- und Kindesalter:

www.dge.de/wissenschaft/stellungnahmen/fachinformationen/vegane-ernaehrung-saeugling-kindesalter/


Wikipedia: Veganismus:

http://de.wikipedia.org/wiki/Veganismus

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