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Die gesundheitlichen Folgen unserer Ernährung

Lebensmittel sind billig geworden. Haben sie früher den wesentlichen Teil des Haushaltsbudgets eingenommen, halten die Ausgaben für Ernährung heute viele Menschen kaum mehr davon ab, genug Geld für schicke Kleidung, Urlaubsreisen und sonstige Konsumträume zur Verfügung zu haben. Nicht zuletzt deswegen messen wir ihnen zudem offenbar kaum noch Wert zu. Beim Kauf des neusten Plasma-Fernsehers achten wir auf Qualität, bei der Ernährung unseres eigenen Körpers dagegen stopfen wir Lebensmittel in uns hinein, die uns eigentlich nicht gut tun.

In der Konsequenz haben sich Ernährungsgewohnheiten drastisch verändert. Gab es zur Zeit unserer Großeltern höchstens einmal pro Woche Fleisch und/oder Fisch, so ist es heute normal, täglich morgens, mittags und abends Fleisch zu sich zu nehmen. Für viele ist das schon so normal, dass sie sich verwundert die Augen reiben und fragen, wie VeganerInnen oder VegetarierInnen eigentlich gesund bleiben können. Dabei ist es genau andersrum.

Falscher Nahrungsmix macht krank

Gerade der übermäßige Konsum von tierischem Fett und Eiweiß sowie von zuckerhaltigen Produkten kann zahlreiche gesundheitliche Folgen nach sich ziehen wie Diabetes und Herz-Kreislauf Erkrankungen. Eine ausgewogene vegetarische Ernährung dagegen kann das Risiko an Diabetes Typ 2 zu erkranken um 50% senken, das an einem Herzinfarkt zu sterben um 25%. Auch gesamtgesellschaftlich gesehen ist unser Ernährungsverhalten bedenklich. Ernährungsbedingte Erkrankungen schlagen in unserem Gesundheitssystem mit 70 Milliarden Euro pro Jahr zu buche, das sind ca. 1/3 der gesamten Krankheitskosten.

Gibt es mal wieder einen Dioxin- oder Gammelfleisch-Skandal, sind die Aufregung und die mediale Berichterstattung groß. Als wäre sonst alles super. Doch der eigentliche Skandal - ohne die zuvor genannten verharmlosen zu wollen - liegt in den ganz alltäglichen Ernährungsgewohnheiten vieler Menschen. So werden viel zu viele Kalorien, meist durch kohlenhydratreiche und fette Speisen zu sich genommen. Fettes Fleisch, Milchprodukte, zuckerreiche Süßigkeiten und Getränke, Kaffee, alkoholische Getränke sowie Fertigprodukte und Fast Food haben einen viel zu hohen Anteil am Nahrungsmix, frisches Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte einen viel zu geringen. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Bewegung im Freien ist der Standardtipp jeder Medizinerin und jedes Ernährungswissenschaftlers. So nehmen Sie in der Regel ausreichend lebenswichtige Nährstoffe wie Vitamine und Mineralien zu sich.

Gesundheitlich bedenkliche Zusatzstoffe

Doch der Griff zum Fertigprodukt ist bequemer. Gerade in ihnen aber stecken viel Fett, Zucker und viele Zusatzstoffe. Manche Lebensmittel bestehen fast ausschließlich aus ihnen. Haben Sie schon mal nachgeschaut wie viel Erdbeeren tatsächlich in ihrem billigen Erdbeerjoghurt stecken? Mehr als 9 g bei einem 150 g Erdbeerjoghurt müssen es schon rein gesetzlich nicht sein. Bei einem Joghurt mit Erdbeergeschmack nicht mal so viel. Nur zur Information: Bei 9 g handelt es sich um ca. eine halbe Erdbeere! Weil die während der Verarbeitung den Großteil ihres Geschmacks verloren hat und der Joghurt zudem cremiger aussehen soll, werden üblicherweise Zusatzstoffe  und Aromen hinzugefügt.

Rund 320 davon sind aktuell in der EU zugelassen. Zu den Zusatzstoffen zählen u.a. Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker, Farb- und Süßstoffe sowie Verdickungsmittel. Manche von ihnen werden durchaus als bedenklich eingestuft. Jeder Zusatzstoff muss zwar ein Zulassungsverfahren der EU durchlaufen und am Ende als unbedenklich eingestuft werden, ehe er verwendet werden darf. Dennoch stehen bis zu 250 Zusatzstoffe im Verdacht, insbesondere bei empfindlichen oder gesundheitlich vorbelasteten Menschen sowie Kindern Durchfall auszulösen oder Allergien zu fördern. Bei einzelnen Substanzen wird gar befürchtet, dass sie krebserregend sind. Bei zahlreichen Zusatzstoffen ist schlicht nicht bekannt, welche genaue Wirkung sie im Körper haben. Vor allem wenn mehrere Zusatzstoffe zusammenkommen, herrscht Unklarheit. Interessant ist auch, dass manche Zusatzstoffe, die von der EU als unbedenklich eingestuft werden, von der Weltgesundheitsbehörde oder der amerikanischen Zulassungsstelle ganz anders bewertet werden. Das gilt z.B. für Traganth (E 413) Da keimt der Verdacht auf, dass wir ein bisschen Versuchskaninchen sind, aber Hauptsache der Joghurt ist "appetitlich" rot!

Wenn Sie wissen wollen, für was die Zusatzstoffe auf der Verpackung der Lebensmittel stehen, dann bieten wir Ihnen die folgenden Tipps zum Nachschauen:

1. Sie können den kleinen ausdruckbaren Flyer für die Hosentasche von Utopia nutzen. Ihn können sie bequem bei jedem Einkauf zum Nachschlagen dabei haben. Darin werden die wesentlichen bedenklichen Zusatzstoffe gelistet, die Sie - laut Utopia - besser meiden sollten. Sie erhalten ihn hier.

2. Eine komfortable Suche nach und Informationen über alle zugelassenen Zusatzstoffe erhalten Sie online von der Verbraucherinitiative e.V. unter www.zusatzstoffe-online.de

3. Eine komplette Liste aller zugelassenen Zusatzstoffe mit jeweiliger Einschätzung der einzelnen Substanzen zum Download gibt es vom aid Infodienst e.V. hier.

4. Ebenfalls vom aid Infodienst e.V. gibt es die App "E-Nummern Finder" zum kostenlosen Download für Ihr Smartphone, über die Sie die Inhaltsstoffe abfragen können. Erhältlich hier für das iPhone und hier für Android-Smartphones.

Zusatzstoffe und gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe über die Hintertür

Zusatzstoffe haben für Verbraucher immerhin den Vorteil, dass sie auf der Verpackung ausgewiesen werden müssen. Für die beinahe 3.000 Aromastoffe gilt das nicht. Sie finden sich unter der Bezeichnung "Aroma" subsumiert bei den Zutaten auf der Verpackung wieder. Manche sind wenigstens noch natürlichen Ursprungs, andere gleich komplett künstlich, also chemisch erzeugt. Die Hamburger Verbraucherzentrale hat herausgefunden, dass nur 10-20% des Aromas tatsächlich aus Aromastoffen besteht. Der Rest vom "Aroma" können z.B. Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker oder Farbstoffe sein. So kommen diese durch eine Hintertür wieder in das fertige Produkt. Auch die werbewirksame Information "Frei von Konservierungsstoffen, Geschmacksverstärkern und Farbstoffen" ist nicht nur deshalb mit Vorsicht zu genießen. Die Lebensmittel mit diesen sogenannten "Clean Labeln", die dem/r VerbraucherIn als natürlich verkauft werden, enthalten oft durchaus konservierende Substanzen oder Geschmacksverstärker wie z.B. Hefeextrakt, der mit der ursprünglichen Hefe nicht mehr viel zu tun hat.

Zu den Zusatzstoffen und Aromen kommen noch Rückstände aus Medikamenten oder Hormongaben in tierischen Erzeugnissen sowie von Pflanzenschutzmitteln und den schon erwähnten Überbleibseln von Kunstdüngern in Gemüse, Getreide und Obst.

Die Verwendung von künstlichen Aromen und Zusatzstoffen beginnt bereits in der Babynahrung. So werden unsere Kinder schon früh auf diesen Geschmack konditioniert. Später wissen sie gar nicht mehr was echter natürlicher Geschmack ist.  

All dies zeigt, dass unsere Lebensmittel, insbesondere stark verarbeitete Nahrungsmittel wie Fertiggerichte oftmals Inhaltsstoffe enthalten, die krank machen können. Dabei sollte unsere Ernährung uns doch eigentlich stärken, unsere Gesundheit fördern. Dafür aber müssen sich zahlreiche Vertreter der Lebensmittelindustrie und die VerbaucherInnen wandeln.


Finden Sie hier: Adressen zur nachhaltigen Ernährung in der Rhein-Neckar-Region
 

Lesen Sie außerdem in diesem Beitrag:

1. Die ökologischen Folgen unserer Ernährung

2. Die ökonomischen und sozialen Folgen unserer Ernährung

3. Die gesundheitlichen Folgen unserer Ernährung

4. Die Überfischung der Meere

5. Die Verschwendung von Lebensmitteln

6. Der Wasserbedarf unserer Lebensmittel

 

Weiterführende Informationen und Quellen


Food, Inc.: Was essen wir wirklich?

https://oekofilm.de/ernaehrung/32/food-inc-was-essen-wir-wirklich-oscar-nominiert

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