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Geopolitische Probleme und Gefahren  

Das Bedürfnis nach Konsumgütern ist sehr energie- und ressourcenaufwendig. Viele der benötigten Rohstoffe lagern in Entwicklungsländern, während der Verbrauch vor allem in den Industrienationen stattfindet. Dies schafft ein erhebliches Spannungspotential zwischen den armen und den reichen Staaten. Die Industriestaaten zahlen zu wenig für den Abbau von Rohstoffen und fördern damit Korruption und Misswirtschaft in den Entwicklungsländern. In der Demokratischen Republik Kongo tobt zudem seit Jahren ein blutiger Bürgerkrieg um die reichen Rohstoffreserven des Landes, die zum Großteil für die Produktion von Handys in den Industriestaaten verwendet werden. Oft nutzen Produzenten unserer Waren und Güter die Situation vor Ort aus oder gehen nur unzureichend dagegen vor.

Viele arme Staaten wiederum fühlen sich von den reichen Industrienationen ausgebeutet. Manche Länder beginnen sich gegen diese Methode zur Wehr zu setzen. Ein weiteres Risiko geht von den schwindenden Rohstoffen selbst aus – Beispiel Rohöl. Laut einer viel beachteten Studie der Bundeswehr aus dem Jahr 2010 zum Thema „Peak Oil“ kann das Versiegen dieses Rohstoffs zu einer Gefahr für die globale Sicherheit, für das Machtgleichgewicht der Staaten und für die Stabilität der Märkte werden.

Auch der Rohstoff Wasser birgt vergleichbare Gefahren. Die Produktion von Waren für unsere Märkte hängt häufig mit einem hohen Wasserverbrauch zusammen. Viele unserer Konsumobjekte werden dort produziert, wo Wasser ein knappes Gut ist. Flüsse werden verschmutzt, Brunnen trocknen aus, Wasserknappheit droht. Durch den Klimawandel verschärft sich die Lage zusätzlich. Ebenso stellt die Abhängigkeit von den so genannten „Seltenen Erden“ eine Gefahr dar. Momentan ist China bestrebt, den Weltmarkt für diese wichtigen Rohstoffe zu kontrollieren. Die westlichen Industrien sind jedoch von diesen Ressourcen abhängig. Eine Vielzahl anderer Metalle, Erze und Rohstoffe ist von dieser Entwicklung ebenfalls betroffen.

Abbau der Seltenen Erden

Unter dem Begriff „Seltene Erden“ – oder auch „Metalle der Seltenen Erden“ - wird eine Reihe von Elementen zusammengefasst. Bekannte Vertreter sind Lanthan, Neodym oder Yttrium. Insgesamt handelt es sich um 17 Metalle. Seltene Erden sind theoretisch gesehen in ausreichender Menge vorhanden. Das Problem an diesen begehrten Rohstoffen ist ihre geringe Konzentration im Gestein. Im Gegensatz zu beispielsweise Eisen oder Steinkohle kommen die Seltenen Erden nicht in konzentrierten Lagerstätten vor, die sich relativ leicht anzapfen lassen.

Für die Gewinnung einer nennenswerten Menge an Seltenen Erden müssen große Mengen Erdreich und Gestein bewegt werden. Eine mechanische und chemische Bearbeitung mit zum Teil ätzenden und somit hochgiftigen Substanzen ist notwendig, um die Metalle aus Erde und Gestein herauszulösen. Die dadurch entstehen-de Umweltbelastung ist enorm. So gibt es in der größten Miene für seltene Erden – der Bayan-Obo-Mine nahe der Stadt Baotou in der Inneren Mongolei – einen See von etwa sieben Meilen Länge, in den die giftigen Rückstände des Gewinnungsprozesses geleitet werden. Das hochgradig verseuchte Wasser stellt eine enorme Bedrohung für Boden, Grundwasser und die Bewohner der Region dar. Ob und wie es entsorgt werden kann, ist ungewiss.

Des Weiteren sind einige dieser Seltenen Erden selbst hochgiftig und stellen damit ein erhebliches Gesundheitsrisiko für die Arbeiter in den Förderstätten dar. Zudem treten Seltene Erden häufig zusammen mit radioaktiven Metallen auf. Beim Abbau wird somit gefährliche Strahlung freigesetzt.

Weltweit steigt der Bedarf nach diesen Rohstoffen, da sie in fast allen High-Tech-Produkten für Unterhaltungselektronik, Bauteilen für grüne Technologien, für Beschichtungen und in Lacken enthalten sind. Aktuell kontrolliert China den Markt für Seltene Erden und ist für ca. 95 % der weltweiten Förder- und Handelsmengen verantwortlich. China nutzt diese Marktmacht und droht damit, den Abnehmern den Zugang zu diesen Ressourcen zu verweigern, wenn bestimmte Bedingungen nicht erfüllt werden. Viele Industriestaaten, darunter auch Deutschland, sehen Engpässe in der Versorgungslage und fürchten eine Abhängigkeit von den Chinesen.  


Lesen Sie außerdem in diesem Beitrag:
 

Ressourcen- und Energieeinsatz durch Konsum

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Geringe Wertschätzung von Besitz und das Problem der Verschuldung
 

 

Weiterführende Informationen und Quellen


ZDF: Machtfaktor Erde (Video)

http://vimeo.com/34324107


WDR: Blutige Handys - Die unmenschliche Coltan-Gewinnung (Video)

www.youtube.com/watch?v=ItfEoM_YHMU
 

Reller, Armin; Holdinghausen, Heike: Wir konsumieren uns zu Tode: Warum wir unseren Lebensstil ändern müssen, wenn wir überleben wollen. Westend Verlag. Frankfurt/ Main 2011. S. 140.


Zentrum für Transformation der Bundeswehr, Dezernat Zukunftsanalyse: Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologien im 21. Jahrhundert. Teilstudie 1: Peak Oil – Sicherheitspolitische Implikationen knapper Ressourcen. 2010.  

Reller, Holdinghausen, S. 145 – 151; Öko-Institut e.V.: Hintergrundpapier Seltene Erden. Januar 2011.

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