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Zeitmangel durch übermäßigen Konsum  

Der Faktor Zeit gilt zunehmend als knappes Gut. Fast jeder kennt das Gefühl, nicht genug Zeit zur Verfügung zu haben, um neben dem Beruf alle anderen Aufgaben zu erledigen und zusätzlich den eigenen Hobbys und Interessen nachzugehen. Am Ende des Tages fühlen wir uns total erschöpft und gestresst. Dabei arbeiten wir heute im Schnitt nicht mehr als vor zwanzig Jahren. Wo geht also die ganze Zeit verloren?

Eine nicht unwesentliche Rolle spielt dabei unser Konsummodell. Nicht nur, dass wir mit der Verarbeitung der Informationsflut überfordert sind und viel Zeit für die Wartung und Pflege unserer Besitztümer aufbringen müssen. Viele dieser Dinge lenken uns schlicht ab und ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sie. Der Blick für das Wesentliche geht dabei immer mehr verloren. „Ein knappes, nicht vermehrbares Quantum an Zeit muss auf eine immer größere Anzahl von Konsumobjekten verteilt werden. [...] Mittlerweile verzetteln wir uns in einer reizüberfluteten Konsumsphäre“ attestiert auch der Ökonom Niko Paech dem modernen Bürger.

Zeitverlust durch Informationsbeschaffung, -selektion und -verarbeitung für Konsumentscheidungen

Das heutige Warenangebot fordert vom Konsumenten einen hohen Aufwand bei der Auswahl des geeigneten Produktes. Die Zeiten, in denen sich der Kunde vom Verkäufer beraten ließ und dann das optimale Produkt mitnehmen konnte, sind häufig vorbei. Das große Angebot führt zu einer Fülle an Informationen, die miteinander verglichen werden müssen. Häufig kennen selbst die Verkäufer nicht mehr alle relevanten Details, um eine objektive Kaufempfehlung abzugeben. So wächst die Gefahr von Fehlkäufen.

Um dies zu vermeiden, informieren sich immer mehr Kunden selbst über die Produkte. Sie sammeln Informationen im Internet, lesen Testberichte, durchstöbern Blogs und klicken sich durch eine Vielzahl von Kundenrezensionen. Der Verbraucher muss sich somit mit einer Flut von Informationen auseinandersetzen, obwohl er eigentlich ein Produkt kaufen will, das den Alltag erleichtern und das Leben etwas bequemer machen soll.

Vor den Supermarktregalen predigen Slogans wie „jetzt mit mehr Inhalt“‚ „verbesserte Rezeptur“, „ohne künstliche Konservierungsstoffe“, „nur für kurze Zeit“, „fettreduziert“, „Sommeredition“ usw. den angeblich positiven Einfluss auf unsere Lebensqualität. Dabei erschweren sie lediglich die Entscheidungsfindung.

Zu dieser Summe an Informationen addieren sich noch die Informationen, die wir durch mobile Kommunikation, die Medien, das soziale Umfeld und den Beruf erhalten. Die Fähigkeit, diese Datenflut sinnvoll zu verarbeiten, bleibt dabei immer mehr auf der Strecke. Der Verbraucher fühlt sich zunehmend überfordert.

Verwaltung, Wartung und Pflege von Konsumobjekten

Jedes Objekt muss vom Besitzer in irgendeiner Weise verwaltet, gewartet und gepflegt werden. Besonders offensichtlich ist dies beim Auto. Tanken, Reinigung, Wartung und Inspektionen und der Papierkram durch Steuer und Versicherung sind nur einige der Aufgaben, die der Besitz eines Autos mit sich bringt. Und dabei ist noch nicht ein Kilometer damit gefahren worden. Auch alle anderen Dinge, die wir besitzen, fordern Aufwand – abhängig von Größe und Komplexität des Gegenstandes. So gestaltet sich zum Beispiel das Entstauben eines Regals umso schwieriger, je mehr Dinge darin verstaut werden. Ganz zu schweigen von Keller, Speicher, Abstellkammer, Kisten und Kartons, die unsere ungenutzten Besitztümer beherbergen. Pflege und Wartung kosten oftmals auch noch Geld. Eine ganze Industrie, die sich darauf spezialisiert, freut sich darüber. Letztlich aber schafft der Kostenfaktor beim Konsumenten erneut Abhängigkeiten. Oft wird noch ein Nebenerwerb aufgenommen, damit das eigene Auto auch wirklich finanziert werden kann.


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Weiterführende Informationen und Quellen


Paech, Niko: Befreiung vom Überfluss: Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie. Oekom Verlag. München, 2011.

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