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Giftstoffe und Schadstoffemission durch Konsum 

Fast jedes Konsumprodukt erzeugt Gift- und Schadstoffe. Beim Abbau und der Verarbeitung der notwendigen Ressourcen bis hin zur Produktion der Waren, beim Transport, der Lagerung und dem Verkauf bis hin zur Entsorgung der Güter. Manche Produkte produzieren sogar giftige Emissionen während ihrer Nutzungsdauer.

Ein drastisches Beispiel für massive Umweltverschmutzung durch den Abbau von Rohstoffen stellt die Förderung von Methan mittels „Fracking“ dar. Dabei werden umweltschädliche Substanzen in den Boden gepumpt, die die Grundwasserreservoirs verseuchen. Daneben produzieren viele andere Förderstätten für Rohstoffe giftigen Abfall und Brachlandschaften.

Bei der Produktion von Waren steigen der Energieverbrauch sowie die Mengen an Abwasser und Müll. Häufig kommt eine Vielzahl von Chemikalien zum Einsatz. Beispielsweise werden für die Herstellung von Kleidung eine Vielzahl sogenannter Textilhilfs- und Farbstoffe eingesetzt. Die Anzahl dieser Stoffe kann schnell mehrere hundert betragen. Manche dieser Stoffe lagern sich im Körper ab, gelten als Allergie auslösend oder gelangen durch das Waschen in das Abwasser und in die Natur. Besonders problematisch sind sie aber für die Arbeiter in den produzierenden Ländern. So werden Jeans unter extrem gesundheitsschädlichen Verfahren in ihren oftmals typischen „stone-washed“-Look versetzt. Kommt dafür z.B. die Sandstrahlung zum Einsatz, leiden die Arbeiter zumeist später an der unheilbaren Erkrankung Silikose. Erschreckende Arbeits- und Sicherheitsbedingungen in den Produktionsstätten in Entwicklungsländern führen immer wieder zu Fabrikbränden oder Gebäudeeinstürzen.
 
Viele Produkte haben zudem Einfluss auf die Luftqualität in geschlossenen Räumen. Der Einsatz von Chemikalien bei der Produktion führt zu gefährlichen Ausdünstungen, zum Beispiel durch Lösungsmittel, Weichmacher und Pestizide. Das gilt nicht selten auch für die komplette Nutzungsdauer eines Produktes. Da wir uns den Großteil unserer Zeit in geschlossenen Räumen aufhalten, hat dies einen wesentlichen Einfluss auf unsere Gesundheit.

Nicht zuletzt fallen bei der Produktion und der Entsorgung am Lebensende der Produkte Rückstände an, die sich nicht verwerten oder aufbereiten lassen. Für diese Stoffe kommt nur die Endlagerung in Frage. Solche Endlager gibt es nicht nur für radioaktiven Abfall, sondern unter anderem auch für Schlacken und Stäube, die bei der Müllverbrennung anfallen.
 

Exkurs: Kanadischer Ölsand

Das Ölsandvorkommen der kanadischen Provinz Alberta wird auf die weltweit zweitgrößte Lagerstätte für Öl geschätzt. Dort befinden sich riesige Mengen Schweröl, welches sich vermischt mit Sand als zähe Masse nahe der Erdoberfläche befindet. Dieses Sand-Öl-Gemisch wird meist im Tagebau gefördert.
Um einen Barrel (≈ 159 l) Öl zu gewinnen, müssen beim Ölsand etwa zwei bis vier Tonnen Erdreich bewegt werden. Dies führt zu einer enormen Zerstörung von Landschaft und Natur. Die Wälder werden abgeholzt, der Boden entwässert und danach die oberste Erdschicht abgetragen. Zurück bleibt eine unwirkliche Ödnis. Renaturierungsversuche bereits ausgebeuteter Gebiete scheiterten bisher.

Der Förder- und Verarbeitungsprozess erfordert einen hohen Einsatz an Energie und Wasser. Dabei werden große Mengen an CO2 ausgestoßen. Die hohe Wasserentnahme aus dem Athabasca River bedroht das Ökosystem dieses Flusses. Zudem werden immer häufiger hohe Konzentrationen von Schwermetallen im Flussbett nachgewiesen.

Um das Öl aus dem Sandgemisch herauszulösen, wird eine Vielzahl an gefährlichen Substanzen eingesetzt. Der Sand wird mit Wasser verdünnt, mit Chemikalien gemischt und in Zentrifugen geschleudert. Die hochgiftigen Rückstände werden in riesigen Auffangbecken gelagert, da eine Aufbereitung bzw. Entsorgung problematisch bis unmöglich ist. Umweltaktivisten gehen davon aus, dass die Becken teilweise undicht sind und große Mengen verseuchten Wassers in das Erdreich und in die Flüsse gelangt. Sind die Lagerstätten ausgebeutet, wird eine Fläche doppelt so groß wie Bayern in eine zerstörte Brachlandschaft verwandelt worden sein.


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Weiterführende Informationen und Quellen


Focus Online: Chemie in Kleidung - Gift auf unerer Haut

http://www.focus.de/gesundheit/gesundleben/vorsorge/risiko/tid-24211/chemie-in-kleidung-gift-auf-unserer-haut_aid_684968.html

 


3Sat: Dokumentation „Ölsand – Der dreckige Reichtum Kanadas“ (Video)

http://www.3sat.de/mediathek/?display=1&mode=play&obj=13701


Braungart, Michael. McDonough, William: Einfach intelligent produzieren. Cradte to cradle: Die Natur zeigt, wie wir Dinge besser machen können. Berliner Taschenbuch Verlag, 3. Auflage. Berlin, 2008.

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